Planungswettbewerb für die Erweiterung des Schulkomplexes von St. Jakob

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Wettbewerbsgegenstand

Thema des Planungswettbewerbes war die Erweiterung des bestehenden Schulkomplexes in St. Jakob bei Leifers, einer Fraktion der Gemeinde an der Grenze zur Landeshauptstadt Bozen. Kinder aus beiden Gemeinden besuchen das Schulzentrum. Dieses befindet sich auf dem Gemeindegebiet von Leifers und wird verwaltungsmäßig von derselben geführt. Ein Abkommen mit der Stadtgemeinde Bozen, regelt die finanzielle Beteiligung und legt deren Möglichkeiten auf Mitbestimmung fest. Die Notwendigkeit und der Umfang der gegenständlichen Erweiterung wurden in Absprache mit Letzterer festgelegt.

Bei der Erweiterung des Schulkomplexes handelt es sich um eine Bauaufgabe die tendenziell in drei Themenbereiche unterteilt werden kann:

A) Erweiterung Grundschule


Nachdem sich die demographische Entwicklung der sich sehr dynamisch entwickelnden Fraktion von St. Jakob nur sehr schwer vorhersagen lässt und in der Fraktion nach wie vor reger Wohnungsbedarf besteht, wurde beschlossen die Erweiterung der Schule auf zukünftig 4 Sektionen auszulegen. Heutiger Fixbedarf sind zwei Sektionen für die italienische Grundschule und eine Sektion für die deutsche Grundschule. Aufgrund der voraussichtlichen Bevölkerungsentwicklung wurde beschlossen zusätzlich eine weitere Sektion vorzusehen. Diese wird vorerst formal der italienischen Grundschule zugeordnet, da diese aufgrund der Projektionen möglicherweise zuerst an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen wird. Diese Sektion soll jedoch so flexibel wie möglich angedacht werden, beispielsweise durch Positionierung zwischen deutscher und italienischer Schule, sowie der Möglichkeit mit beiden verbunden zu werden. In dieser Form könnte eventuell auch die deutsche Grundschule bzw. Teile davon dort untergebracht werden. Außerdem soll für diese Sektion der Zugang von außen ermöglicht werden, so dass diese Räumlichkeiten nach Möglichkeit auch außerschulisch genutzt werden können.

Angesichts des angesprochenen dynamischen Bevölkerungswachstums war es unumgänglich, auch an eine zukunftsorientierte Entwicklung des Projektes zu denken. Insofern sollte das Gebäude die zukünftige Erweiterung um eine zusätzliche Sektion erlauben. Diese Erweiterung sollte keiner eindringlichen Änderung am Bestand bedürfen und muss sich in das Gesamtkonzept des Entwurfes einbinden lassen. Maßgeblich für die Planung war demnach das Raumprogramm für Volksschulen gemäß geltenden Schulbaurichtlinien des Landes mit vier Sektionen, unter Berücksichtigung der möglichen Erweiterung um eine weitere Sektion.

Die Zusammenlegung und gemeinsame Nutzung einiger Räumlichkeiten, wie von der Gemeindeverwaltung angeraten, wurde von beiden Schulsprengeln gutgeheißen, wobei dafür folgende Räumlichkeiten für eine gemeinsame Nutzung vorzusehen sind:

  • Bibliothek;
  • Medienraum;
  • Musikraum.

Demzufolge waren diese Räumlichkeiten nicht doppelt vorzusehen, konnten aber, besonders was die Bibliothek betrifft, etwas großzügiger dimensioniert werden. Beide Schulen konnten sich, auch aufgrund unterschiedlicher didaktischer Schwerpunkte, nicht auf weitere gemeinsam zu nutzende Räume einigen: diesen Umstand sollten die Entwürfe respektieren.


B) Mensa


Auf dem Schulareal sollte des Weiteren eine neue Schülermensa mit Speisesaal, eigener Küche und entsprechenden Nebenräumen entstehen. Es war geplant in zwei Turnussen jeweils rund 188 Schüler zu verköstigen.

C) Kindertagesstätte

Auf dem Schulareal sollte des Weiteren auch eine Kindertagesstätte für max. 20 Kinder entstehen. Die Kindertagesstätte (KITA) muss so geplant werden, dass sie im Sinne des Beschlusses der Landesregierung Nr. 1598/2008, betreffend die Genehmigung der Kriterien zur Akkreditierung von Kindertagesstätten, im Sinne der Durchführungsverordnung zum Art. 1-bis des Landesgesetzes vom 9. April 1996, Nr. 8, "Kindertagesstätten" akkreditiert werden kann.

Es ist eine Sektion, ausgelegt auf eine Maximalanzahl von 20 Kinder, zu planen.


Ein wichtiges Bewertungselement der Wettbewerbsbeiträge war mit Sicherheit die Auffindung einer angemessenen Lösung für die zeitweilige Unterbringung der Schüler der Grundschulen (Mensa und KITA sind derzeit bereits ausgelagert, daher stellt sich hierfür das Problem nicht) während der Bauphase. Das Konzept sollte angemessen beschrieben und kostenmäßig erfasst werden (zusätzliche Anmietung von Containern, Verschiebung der Schüler im Komplex durch die Abwicklung des Baus in mehreren Baulosen, bzw. räumliche und zeitliche Staffelung der Bauabschnitte, etc.).

Die Gemeindeverwaltung legte Wert auf eine Struktur welche, unter Respektierung des Umstandes, dass es sich um zwei getrennte Schulen mit entsprechender Schulautonomie, unterschiedlichen didaktische Konzepten und Anforderungen handelt, die Sprachgruppen tendenziell unter einem Dach (symbolisch gesprochen) vereint und verbindet, anstatt diese übermäßig voneinander abzuschotten. Es war daher eine große planerische Herausforderung, trotz Einhaltung der ob genannten Vorgaben und dem Wunsch beider Schulen nach Eigenständigkeit und Unabhängigkeit, den Kindern das Gefühl zu vermitteln dieselbe Volksschule und nicht zwei getrennte Schulen zu besuchen.

Die Strukturen sollten einerseits spezifisch für die jeweilige Aufgabe, den Zweck und die didaktischen Vorgaben geplant werden, anderseits sollte auch dem Umstand Rechnung getragen werden, dass sich didaktische Konzepte und Lernformen immer wieder ändern können. Daher sollte der Schulbau auch in einem gewissen Maß zukunftsoffen und flexibel gestaltet werden und nach Möglichkeit die Umsetzung verschiedener Lernformen ermöglichen. Die neuen Bauten sollten sich angemessen und harmonisch in die Umgebung einfügen. Obwohl die Eignung der Strukturen aus schulischer und didaktischer Sicht, die Aufenthaltsqualität sowie das organisatorische Konzept besonders wichtig sind, sollten auch technischere Themen wie Akustik, natürliche Beleuchtung, Raumklima, Temperatur, Luftqualität, Verwendung langlebiger, ökologischer und nachhaltiger Materialien, Minimierung des Betriebs-, Wartungs- und Instandhaltungsaufwandes, erneuerbare Energien, Energieverbrauch, Langlebigkeit der Struktur sowie das Thema Baukosten etc. nicht zu kurz kommen.

Die Erweiterung des Schulkomplexes musste innerhalb des bestehenden Schulareales erfolgen. Nachdem der westseitige Gebäudekomplex bestehend aus Schulturnhalle und Aula Magna erst um die Jahrtausendwende errichtet wurde, sollte dieser erhalten bleiben. Zur Art der Verwendung bzw. einem möglichen Abriss des bestehenden Grundschulgebäudes, sowie des Gebäudes der ehemaligen Turnhalle, wurden keine spezifischen Vorgaben gemacht, auch wenn die Machbarkeitsstudie ergeben hat, dass deren weitgehender Erhalt möglich gewesen wäre. Amtsintern konnte aber nachgewiesen werden, dass das Raumprogramm bei einem Komplettabriss auf dem Areal ohne allzu große Probleme untergebracht werden kann.

Nach eingehender Diskussion, war die Gemeinde zum Schluss gekommen, dass es sinnvoll wäre, den einzelnen Planern die Abwägung zu überlassen, welche Wahl und Projektidee, in Form eines kompletten Neubaus oder einer Sanierung und Erweiterung des Bestandes, von der Raumverteilung, den funktionalen Kennwerten, aus dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit, ökonomischen Gesichtspunkten etc. den anderen möglichen Lösungen überlegen ist und ob eventuelle Mehrkosten durch konkrete Vorteile aufgehoben werden können. 

Der Planungswettbewerb


Der Planungswettbewerb zur Erweiterung des Schulkomplexes von St. Jakob wurde in Zusammenarbeit mit der einheitlichen Vergabestelle für Dienstleistungen und Lieferungen der Autonomen Provinz Bozen ausgelobt.

Aufgrund der Komplexität und Wichtigkeit des Projektgegenstandes für die Fraktion von St. Jakob, fiel die Wahl auf die Abhaltung eines Wettbewerbes in zwei Phasen. Dazu konnte bis zum ersten festgelegten Termin, jeder Planer der im Besitz der notwendigen Voraussetzungen war, um Teilnahme ansuchen.

Die zur ersten Phase zugelassenen 38 Freiberufler hatten die Möglichkeit in anonymer Weiße einen ersten Vorentwurf des Erweiterungsprojektes einzureichen. Diese Vorschläge wurden von der eigens dafür zusammengesetzten Bewertungsjury unter die Lupe genommen und daraus die besten 10 Projektideen gewählt, welche zur zweiten Phase des Wettbewerbes zugelassen wurden.

Nach festgelegter Überarbeitungszeit wurden die Projekte der 10 Finalisten von derselben Jury erneut bewertet und der Gewinner gewählt.

Das Preisgericht bewertet die Wettbewerbsarbeiten unter Anwendung folgender Kriterien:

  • Architektonische Qualität;
  • Funktionale Aspekte;
  • Urbanistik;
  • Technische und wirtschaftliche Aspekte;
  • Einhaltung und Verbesserung der Mindestumweltkriterien.

Auf dieser Seite finden sie eine Zusammenfassung der 10 Projektideen der Finalrunde, mit Beschreibung und jeweiliger Jurybewertung.



Wettbewerbskommission


DDR. Arch. Thomas Ebner
(Direktor des Amtes für öffentliche Arbeiten der Gemeinde Leifers – Präsident der Bewertungskommission)

Dr. Arch. Alessandra Montel
(Direktor des Amtes für Entwicklung des Territoriums der Gemeinde Leifers)

Dr. Arch. Marco Spada
(Direktor des Amtes für öffentliche Arbeiten der Gemeinde Bozen)

Dr. Ing. Cristian Straudi
(Amt für öffentliche Arbeiten der Gemeinde Leifers)

Prof. Dr. Beate Christine Weyland
(Freie Universität Bozen – Fakultät für Bildungswissenschaften)

Externe technische Unterstützung 

Dr. Arch. Josef March
(Experte im Bereich der Umsetzung großer Schulbauprojekte)

Dr. Veronika Fink
(Direktorin des deutschen Schulsprengels Leifers)

Arch. Gianni Battista Casalnuovo
(Italienischer Schulsprengel Leifers)

Wettbewerbskoordinator und Verfahrensverantwortlicher 

Dr. Arch. Demattio Patrick
(Amt für öffentliche Arbeiten der Gemeinde Leifers)




Wettbewerbsergebnis

1.Platz
AREA Architetti Associati (Arch. Roberto Pauro und Arch. Andrea Fregoni), Bozen (BZ)

2.Platz
Studioarchitettura associati (arch. Davide Scagliarini), Padova (PD)

3. Platz
Arch. Stanislao Fierro, Bozen (BZ)

4.Platz (ex aequo)
Ing. Andrea Palaia, Bozen (BZ)

4.Platz (ex aequo)
Arch. Matteo Scagnol, Brixen (BZ)

4.Platz (ex aequo)
CeZ Calderan Zanovello Architetti (Arch. Carlo Calderan und Arch. Rinaldo Zanovello), Bozen (BZ)

7. Platz
OP Architetti associati (Arch. Giorgio Girardi), Venedig (VE)

8. Platz
Stifter+Bachmann (Arch. Helmuth Stifter und Arch. Angelika Bachmann), Pfalzen (BZ)

9. Platz
Pardeller Putzer Scherer Architekten (Arch. Michael Scherer), Bozen (BZ)

10. Platz
Ai Engineering S.r.l. (Ing. Marco Brugo), Pecetto Torinese (TO)